Motivation
Unförmige
Die Unförmigen haben die Aufgabe, den lebenslangen Zustand der Seele und des Selbst-Bewusstseins der Künstlerin erfahrbar werden zu lassen. Die bis ins Groteske verformten Körper sind Ausdruck einer permanenten Identitäts- und Sinnsuche.
Auch wenn die Unförmigen ursprünglich als symbolische Abbildungen abstrakter, verfälschter Selbstwahrnehmung gemeint waren, entwickeln sie sich nun zunehmend als tatsächlich leiblich gefühlte Erinnerung. So spiegelt sich ein Teil des faszinierenden Phänomens der Epi-Genetik, die in jedem Leben eine – wenn auch meist unbewusste – Rolle spielt, in den Unförmigen wider: Die äußerst unruhig gezeichnete Außenhaut und die spärlichen, wirren Haare der Figuren, genauso wie die starken Kratzstrukturen in den Farbflächen entstehen in der Erinnerung an Krankheit und Tod im frühen sozialen Umfeld und an die Unfähigkeit, die sich schon durch vorherige Generationen zieht, kraftvoll und lebensbejahend mit solchen Erlebnissen umzugehen. Die hektisch gekritzelten Oberflächen der Figuren sind zudem auch Ausdruck teils chaotischer Denkprozesse, die sich durch die unablässige Suche nach der eigenen Persönlichkeit im Kopf der Künstlerin abspielen.
Mit Hilfe der überbordenden Körper-Massen der Unförmigen geht sie zudem der Frage nach, wie sich Weiblichkeit anfühlen kann (oder darf, oder sollte?). Selbst in der heutigen, vermeintlich gleichberechtigten Gesellschaft kann das Frau-Sein auf unterschiedlichsten Ebenen noch immer als schwere Last wahrgenommen werden. Die Farbe Rosa, bzw. Pink, begleitet daher die Unförmigen oft als Metapher für die Kindheit und Jugendzeit, in der uns Mädchen - noch heute - eine zurückhaltende, sich klein machende Wesenshaftigkeit anerzogen wird.
Nach der jahrelangen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Tod (Totentanz, Knochenbilder, …) und der darauf folgenden Beschäftigung mit dem Wechsel einzelner Lebensphasen (Little boxes) setzt nun mit den Unförmigen ein Werkzyklus ein, der in die psychologischen Ursprungs-Fragen des Lebens eindringt.